Geburt

Susan wurde an einem Mittwoch, dem 30. 07. 1980, vier Tage vor dem errechneten Geburtstermin, in der DDR, im Oskar-Ziethen-Krankenhaus, in Berlin-Lichtenberg, nach einem Blasensprung geboren. Die Geburt dauerte 2 Stunden und verlief ohne Probleme.

Zum damaligen Zeitpunkt gab es noch keine Mutter-Kind-Zimmer. Es gab Mehrbettzimmer im Krankenhaus, von zwei bis fünf Mütter. Ich hatte Glück und teilte mir mit einer anderen frisch entbundenen Mutter ein 2-Bett-Zimmer.

Diese Frau kannte sich mit Horoskopen aus und erzählte stolz, dass unsere Kinder im Sternzeichen Löwe geboren wurden. Sie berichtete, dass das Zeichen, welches die Sonne im Moment der Geburt durchläuft, die Individualität eines Menschen prägt. Die Sonne (im Fall unserer Kinder, im Zeichen Löwe) bezeichnet das innere Ich, die geistige Veranlagung, während der Aszendent (hier im Zeichen Löwe), die physische Persönlichkeit, die Triebe und Leidenschaften, ferner das alltägliche Denken und Fühlen, kurz die Lebensbasis anzeigt. Ein überschäumendes Selbstbewusstsein und ein überhöhter Wille zur Selbstbehauptung sind die Grundlagen für die für sie typische Mischung aus Ich-Betontheit und Stolz. Immer auf der Suche nach gesellschaftlicher Anerkennung sind Machtstreben und Führungswille, aber auch Großzügigkeit und Gerechtigkeit wesentliche Attribute Ihrer Persönlichkeit. Ich kannte mich damals mit Horoskopen nicht aus und verfolgte diese sehr interessiert. Allerdings habe ich diese Eigenschaften auch im Laufe der Lebens-Entwicklung meines Kindes beobachtet, und stellte viele Parallelen fest.

Fünf Tage blieben wir im Krankenhaus und konnten dann – nach Untersuchung der Säuglinge – mit unseren gesunden Babies nach Hause gehen. Während der fünf Tage haben die Mütter von den Kinderschwestern gute Schulungen und Unterweisungen im richtigen Umgang mit den Babies erhalten: zur Pflege, zur gesunden Ernährung, Hilfen beim Stillen, regelmäßige Besuche in der Mütterberatung u.ä.

Nach einer Woche, nach der Entlassung aus dem Krankenhaus war dann der erste Besuch in der Mütterberatung fällig. Hier wurde das Kind gewogen, von einer Kinderärztin untersucht und hilfreiche Tipps bei Fragen gegeben. Diese Mütterberatungs-Termine waren in der Regel einmal im Monat, es sei denn, es gab Probleme, dann wurden die Kinder vorher untersucht. Bereits während der Schwangerschaft gab es Schwangerenberatungen. Diese wurden im Regelfall ebenfalls monatlich aufgesucht, außer in Problemfällen. Jede Schwangere erhielt einen Schwangerenausweis. Dieser berechtigte z.B. bei Einkäufen in den Geschäften sofort an der Kasse ranzukommen, ohne sich lange anstellen zu müssen. In allen Einrichtungen, Verkehrsmitteln, wurden die Schwangeren bevorzugt behandelt.

In Beratungen ging es nicht nur um Vorsorgeuntersuchungen, sondern die Schwangeren erhielten rechtliche Beratung zum Schwangerenschutz, Arbeitsschutz, Mütterschutz, Kindergeld u.ä.: Sechs Wochen vor der Geburt bin ich als Mutter in den gesetzlichen Mütterschutz (Arbeitsgesetzbuch der DDR § 244 (1)) gegangen. Der Wochenurlaub nach der Entbindung betrug 20 Wochen.

Da Susan das zweite Kind war, hatte ich einen Anspruch auf 12 Monate bezahltes Elterngeld (80 %ige Lohnfortzahlung). Es gab monatliches Kindergeld. Die monatliche staatliche Leistung betrug für das erste und zweite Kind jeweils 20 Mark. Der einjährige Erziehungsurlaub war eine Arbeitsfreistellung zur Betreuung und Erziehung von Kindern.

Bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres blieb Susan zu Hause und wurde liebevoll versorgt. Ab dem 1. Lebensjahr besuchte sie eine Kinderkrippe. In den Schulen gab es Pioniergruppen, die den Schwangeren Hilfen anboten. So z.B. unterstützen sie beim Einkaufen, mit den Geschwisterkindern Schularbeiten machen, den Mülleimer runterzubringen, leichte Reinigungsarbeiten u.ä. Ich habe dann immer Kuchen für die Kinder gebacken und mich so bedankt für die doch recht wertvollen Hilfen, als mein Bauch immer dicker wurde und ich mich kaum noch bewegen konnte.

Für Babies gab es zu erschwinglichen Preisen gute und vielfältige Pflegeprodukte. Die Windeln, die ich benutzte, waren Baumwollwindeln und Baumwoll-Molton-Zwischenlagen, die dann von Windel-Gummi-Höschen gehalten wurden. Ergänzend zu den Baby-Po-Cremes gab es in der Apotheke erhältlich auch die sogenannte „nachgemachte Penaten-Creme“. Diese habe ich genutzt, wenn starke Entzündungen im Po-Bereich waren.

Die Baumwollwindeln wurden ausgekocht. Diese Methode war recht wirksam, weil die Windeln wirklich sauber wurden. Mit der Waschmaschine, im Kochwaschgang hatte man nicht immer den gewünschten Erfolg. Im Innenhof unserer Wohnungen gab es Leinen, wo die Windeln frei an der frischen Luft trocknen konnten. Dort gab es einige Grünanlagen, wo der Kinderwagen mit dem Baby gut beaufsichtigt stehen konnte.

Die Obst-Gemüse-Säfte in den kleinen Flaschen waren das Lieblingsgetränk von Susan. Später, als sie laufen konnte, machte ich auf den Flaschenhals einen Nuckel einer Babyflasche.

Susan hatte eine Schürze über ihrer Kleidung mit Taschen. In einer Tasche hatte sie ihre Trinkflasche, die sie bei Bedarf selbständig herausholte und trank, wann sie wollte. Den wunderschönen neuen Kinderwagen hat die Oma gekauft. Susan mochte den Kinderwagen, allerdings immer dann, wenn er in Bewegung war. Wenn der Kinderwagen stillstand und sie noch nicht schlief, dann hat sie geschrien. Ihren 1 ½ Jahre älteren Bruder, Mirco mochte Susan sehr. Beide Kinder sind in den Jahren wie Zwillinge aufgewachsen. Jeder war für den Anderen da und spürte sofort, wenn es dem Anderen nicht gut ging.

Entwicklungsplan für Kinder - Susan's Entwicklungsstand war völlig normal