Griechenland Athen

Susan erzählte am Telefon, dass Athen nicht schön ist. Athen ist laut, schmuddelig und es fehlt das Grün. Viele herrenlose Tiere laufen durch die Straßen und das würde ihr sehr leid tun. Sie erzählte von vielen armen Menschen in den Athener Straßen. Wenn sie nicht auf Matala sei, dann hält sie sich gerne am Strand von Porto Germanos auf. Der Strand hat ganz weichen Sand und es kommen viele Deutsche dorthin.

Ich glaubte immer, dass Griechenland Susan's Lieblingsland sei. Wie sich später herausstellte, war das nicht so.

Die Straße Les Vous 39: hier wurde Susan 2007 tot in der Parterre-Wohnung von Akis (2. Bild rechts) aufgefunden. Als die Eltern 2008 in Athen waren, besuchten wir auch die Straße und sahen uns die Wohnung von außen an.

Am 16. 06., 9 Tage vor Susans Tod chattete sie sehr angeregt mit einem guten Freund im Schwarzwald. Susan liebte Wortspiele. Solche Spiele wurden früher in der Familie oft gemacht: die Buchstaben der Namen wurden vertauscht. Susan war als nasusgerman die deutsche Susan ... und als nasusgreece die griechische Susan. Somit wußten wir immer, wo sie sich gerade befand.
Dieser Chat zeigt nur Auszüge, weil einige Nachrichten zu privat sind. Das Foto unter den Chatnachrichten u.a. wird im Gespräch erwähnt. Dieses Foto haben die Eltern auch erhalten. Wir finden, dass es ein sehr schönes Bild ist. Es spiegelt sehr die Vorlieben von Susan wider: Natur, Grün, frische Luft und Pflanzen. An solchen Orten hat sie sich sehr wohl gefühlt.

Briefe nach Susans Tod 2007 - 2010

Aussage vom älteren Bruder Mirco
Meine Schwester Susan hat seit 2006 mit mir einen regen Telefonkontakt geführt, vorher war der Kontakt etwas lockerer. Wir hatten einen guten Kontakt zueinander. Susan zeigte keinerlei depressive Phasen, ganz im Gegenteil, sie erzählte viel von ihren Aktivitäten und was sie bisher alles erreicht hat. Susan ist eine sehr starke Person gewesen, die niemals an Selbstmord dachte, dazu liebte sie das Leben viel zu sehr.

Sie rief mich entweder privat bei mir zu Hause an oder auf meiner damaligen Arbeitsstelle.

Susan erzählte mir in den Telefonaten davon, dass ihr griechischer Lebenspartner sehr aggressiv war und sie mehrfach schlug, misshandelte und missbrauchte. Er betrog sie mit anderen Frauen und kontrollierte alle ihre Aktivitäten. Deshalb hat sie sich ein Handy besorgt, von dem der Grieche nichts wusste.

Susan hatte zwei Handy-Nummer und eine Festnetznummer. Von diesen drei Nummern hat sie mich unterschiedlich angerufen.

Sie hat mehrmals versucht diesen Mann zu verlassen, aber sie hatte Angst, weil der Grieche ihr drohte, wenn sie ihn verlassen würde, dann würde er sie umbringen.

Ich war sehr wütend und wollte nach Griechenland fliegen um ihr zu helfen von dem brutalen Menschen loszukommen. Leider fehlte mir das Geld. Susan äußerte, dass das kein Problem ist, sie verdient genug Geld und würde mich nach Griechenland holen. Sie wollte sich eine Wohnung anmieten, und den Mann verlassen. Ich wollte dann für immer in Griechenland bleiben. Wir haben bei unseren Telefonaten über die gemeinsamen Ziele gesprochen.

Susan berichtete davon, dass sie ihre Angewohnheit, Tagebücher zu schreiben niemals aufgegeben hat. In den Tagebüchern hat sie über ihre Erfahrungen mit dem griechischen Mann geschrieben. Außerdem hat sie eine CD gemacht, wo sie Lieder über die Brutalität des Griechen besang. Diese CD wollte sie mir schicken. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen.

Auf der Suche nach der eigenen Wohnung

Nach Susan's Tod waren die Eltern in Athen und haben auch das Deutsche Kontakt- und Informationszentrum aufgesucht. Die Leiterin, eine sehr nette Frau hatte damals gerade ihren Mann verloren. Trotzdem nahm sie sich für uns Zeit. Wir sprachen viel über Susan, den Tod unserer Tochter, ihre Zweifel und ... plötzlich bat sie eine Kollegin, die Ausgabevon Juni 2007 herauszusuchen. Sie konnte sich erinnern, dass Susan sie kurz  vor Redaktionschluß bei ihr anrief und von der Wohnung erzählte. Susan wollte noch schnell die Anzeige aufgeben, dass sie eine Mitbewohnerin sucht. Sie sollte Akis aber nicht die Adresse mitteilen.

Die Anzeige zur Suche eines Mitbewohners war drei Tage vor Susan's Tod, da der Redaktionsschluß spätestens am 22. 06. 2007 war. Diese Aussage und die Zeitung hat die Leiterin der Kontaktstelle den Eltern selber vor Ort übergeben.

Auszug aus einem Brief an die Eltern nach Susan's Tod  - der beschriebene Zeitraum war 2006.