Kinderkrippe

In der DDR waren Frauen gleichberechtigt dem Mann. Frauen konnten und sollten arbeiten um gleichberechtigt zum Familienunterhalt beizutragen. Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen schrieb bereits 1949 der Artikel 7 der ersten Verfassung der DDR fest.

Frauen arbeiteten wie die Männer oft in Vollzeit, also 8 ¾ Stunden am Tag. Teilzeitstellen waren auf Antrag möglich.

Wurde ein Kind geboren, wurde es demzufolge in eine staatliche Betreuung gegeben.

Die Betreuung wurde vom Staat finanziert (in der Bundesrepublik mussten die Eltern den Platz bezahlen). Die Eltern hatten nur für die Verpflegung zu zahlen. Ein Mittagessen für ein Krippenkind kostete z. B. 1,40 Mark, das für ein Kindergartenkind 35 Pfennig.

Alle Einrichtungen für die Kinderbetreuung waren zwischen 6 und 18 Uhr geöffnet. In Ausnahmefällen, wenn eine berufliche Notwendigkeit bestand, wurden die Kinder auch bis 19.00 Uhr betreut.

Gleichaltrige Kinder waren in einer Gruppe. Die Gruppengröße war unterschiedlich, sie lag zwischen 10 – 15 Kindern. War auf Grund einer hohen Geburtenrate eine größere Gruppe nötig, wurden die Kinder von zwei ausgebildeten Krippenerzieherinnen betreut. Der Tagesablauf war bis ins Detail geregelt und alles wurde gemeinsam gemacht, vom Essen und Sport bis zum Toilettengang und Schlafen.

Vollbeschäftigten Müttern gewährte man ab dem zweiten Kind eine Arbeitszeitverkürzung von 3,75 Stunden pro Woche. Die Dauer des Jahresurlaubs war von der Kinderzahl abhängig, ebenso die Höhe des Kindergeldes. Erkrankte ein Kind, gab es eine unbefristete Freistellung für Mutter oder Vater, die anteilig (wenn mehrere Kinder im Haushalt lebten) auch bezahlt wurde. Allerdings wurde diese Möglichkeit meist nur von den Müttern genutzt. Kostengünstige Kindergartenplätze sowie Ferien- und Freizeitbetreuung standen ausreichend zur Verfügung. So war vom Lebensanfang an eine staatlich subventionierte „Vollversorgung“ gesichert.

Jede Mutter erhielt einmal im Monat einen vollbezahlten Haushaltstag. An diesem Tag hatten Mütter die Möglichkeit eigene Interessen umzusetzen (Großreinigung im Haushalt, individuelle Freizeitgestaltung/Erholung u.ä.). An dem Tag konnten die Mütter auch ihre Kinder zu Hause lassen und mit ihnen gemeinsam den Tag verbringen.

In der Kinderkrippe wurde viel mit den Kindern unternommen. Es wurde gemeinsam gemalt, gebastelt, gespielt und gesungen. Die Kinder malten und bastelten für die Eltern kleinere Dinge, die den Eltern zeigten, wie weit ihre Entwicklung ist. Für jedes Kind wurde in der Gruppe eine „Beschäftigungsmappe“ erstellt. In dieser Beschäftigungsmappe wurden alle selbst erstellten Materialien geordnet gesammelt und nach Abschluß der Kinderkrippe zum Übergang in den Kindergarten den Eltern ausgehändigt.

Bei schönem Wetter wurden die Kinder in einen großen Wagen gesetzt – Platz für ca. 6 Kinder – und eine lange Spazierfahrt durch das Wohnviertel schloß sich an. Oft waren 2-3 Wagen einer Gruppe im Einsatz. Diese Wagen, analog Kinderwagen hatten an jeder Seite eine Sitz-Bank. Diese Wagen in der Kinderkrippe waren für die Erzieher sehr praktisch. Viele Kinder konnten an der frischen Luft gut beaufsichtigt werden und für die kleinen Kinder waren die Spaziergänge nicht zu anstrengend.

In dem Neubaugebiet, in dem Susan wohnte, gab es an den Kindereinrichtungen kleinere Spielflächen, die umzäunt waren. Wenn die Erzieher nicht durch das Wohngebiet spazieren wollten, dann konnten die Kinder auf den Freiflächen der Kindereinrichtungen beaufsichtigt spielen.

Susan malte und bastelte zu Hause mit ihrem 1 ½ Jahre älteren Bruder und zeigte stolz, was sie schon konnte. Susan hatte viel Spaß in der Kinderkrippe und hat diese Einrichtung sehr gerne besucht.

Susan wurde gegen 16.00 Uhr täglich aus der Kindereinrichtung von den Eltern abgeholt. Zu Hause spielte sie mit ihrem Bruder und anderen Kindern auf dem Hof des Wohnhauses. Dieser großflächig angelegte Hof war wie eine kleine Parkanlage gestaltet. Es gab einen Buddelkasten, Bänke zum Ausruhen auf kleineren Wiesenflächen, aber auch Leinenanlagen zum Trocknen von Wäsche.

Susan liebte die Tauben. Sie lief oft den vielen Tauben hinterher und freute sich, wenn diese wegflogen und wieder zurückflogen. Man mußte manchmal sehr aufpassen, dass sie sich nicht zu sehr vom Wohn- und Spielbereich entfernte, um den Tauben zu folgen.

Das gesamte Wochenende der Familie wurde mit und für die Kinder genutzt. Die Familie war viel in der freien Natur. Je nach Jahreszeit wurden Aktivitäten durchgeführt, die die Gemeinsamkeit der Familie in den Vordergrund stellte. Zur Familie gehörte von Anfang an ein Hund, ein Rottweiler. Die Kinder lernten in der Familie nicht nur die Menschen zu akzeptieren und liebevoll zu behandeln, sondern auch die Tiere. Als Susan das Krippenalter hatte, lebte in unserem Haushalt die Rottweilerhündin Bella. Später, nach dem Tod des Tieres kamen nach einander weitere Hunde dazu: Cora, Bojar … zum Familienleben gehörten immer Tiere mit dazu.

Eine weitere sehr schöne Zeit in dieser Lebensphase (1. – 3. Lebensjahr) war für Susan die Faschingszeit.

Gemeinsam mit Mutti wurden Faschingskostüme gebastelt. Faschingskostüme zu kaufen, war nicht möglich, da die Kosten für so ein Kostüm sehr hoch waren. Das war aber nicht schlimm. Innerhalb der Familie wurde die individuelle Kreativität jedes Kindes stark gefördert. Aus alten Gardinen zum Beispiel wurden Prinzessinnenkleider gestaltet.

Faschingszeit!

Jedes Jahr feierten die Kinder – egal welchen Alters - Fasching: in der Kinderkrippe * im Kindergarten * in der Schule ... aber auch mit Kindern in Hochhäusern.

Alle hatten viel Spaß, es wurde gesungen, gelacht, gebastelt und es wurden viele lustige Wett-Spiele (Luftballonblasen, Sackhüpfen, Wettlaufen ... usw.) durchgeführt. Die Betreuung erfolgte durch die Eltern bzw. die Gemeinschaft. Viele Eltern lernten sich durch solche Feste kennen und freundeten sich an. Die Familien unterstützten sich gegenseitig und jeder kümmerte sich um den Anderen. Es war eine sehr schöne Zeit.

Oft gab es keine Vorgaben für Kostüme, jeder konnte im Kostüm erscheinen, wie er wollte. Manchmal wurde von der Erzieherin der Einrichtung ein Thema vorgegeben. Dann war es umso spannender, wie jede einzelne Familie das Thema umsetzte.

In unserer Familie nähte Mutti auf die Kostüme Bonbon-Ketten, die beim Spielen mit den anderen Kindern von allen vernascht werden konnten.

Zu allen Faschingsfeiern wurde von Mutti Kuchen gebacken, meistens Käsetorte ohne Boden, der war lecker oder Papageien-Kuchen.

Am Ende des Tages gab es eine Prämierung der Faschingskostüme. Diese Prämierungen erfolgten so, dass kein Kind leer ausging.

Bereits im frühen Kindesalter wurde in der Familie Wert auf Gesang, musikalischen Rhythmus und Tanz gelegt. In der Familie wurde bei allen Gelegenheiten gesungen, und immer wurden die Lieder in die Hausarbeit einbezogen.

„Wenn Mutti früh zur Arbeit geht.“ Dieses Lied wurde frühmorgens nach dem gemeinsamen Frühstück gesungen. Damit wurde darauf vorbereitet, dass Mutti jetzt zur Arbeit geht und die Kinder mit anderen Kindern in der jeweiligen Einrichtung spielen, malen und gestalten können. Die Kinder kannten sich untereinander und freuten sich auf die Gemeinsamkeiten.

„Summ summ summ, Bienchen zum herum.“ Dieses und ähnliche Lieder wurden gesungen, wenn wir in der Freizeit im Park, im Garten oder einfach nur beim Spazieren gehen waren.

„Meine Blümchen habe Durst.“ Das war eines der Lieblingslieder von Susan. Bei dem Lied hat sie täglich die Blumen zu Hause oder in der Kindereinrichtung gegossen.

Urlaubszeit!

Mehrmals im Jahr fuhr die Familie in den Urlaub. Ein beliebtes Reiseziel war die Tschechoslowakei, mit der Hauptstadt Prag. Wir waren sehr oft in Prag, liebten allerdings auch sehr den Ort Beroun. Beroun war ein herrlicher Urlaubsort, in dem viel Natur war. Die Kinder konnten baden, auf Bäume klettern, mit anderen Kindern spielen, wandern … alles war offen. Dieses Land war ein sehr kinderfreundliches Land.

Später, in den Folgejahren durchlebten die Kinder weitere wunderschöne Urlaubs- und Ferienzeiten in den Bergen oder am Meer. Dazu gibt es ein Extrakapitel!