Urlaube nach der Wende
Frankfurt am Main
Auch in Frankfurt am Main haben wir Familie.
Eine besondere Sehenswürdigkeit war der "Eiserne Steg", eine gewaltige stählerne Fußgängerbrücke über den Main von der Altstadt bis zum Wohnviertel Sachsenhausen. Der Onkel meines Vaters erzählte uns, dass die1868 errichtete Hängebrücke zunächst im Jahr 1912 verbreitert und verstärkt und anschließend gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gesprengt wurde. Nach Kriegsende wurde die Brücke jedoch detailgetreu wiederaufgebaut und Ende des 20. Jahrhundert renoviert. Die Brücke sieht wieder aus, wie die ursprüngliche Version von 1868.
"ΠΛΕΩΝ ΕΠΙ ΟΙΝΟΠΑ ΠΟΝΤΟΝ ΕΠ ΑΛΛΟΘΡΟΟΥΣ ΑΝΘΡΩΠΟΥΣ"
Auf weinrotem Meer segelnd zu anderen Menschen. -- Homer ---
Die griechische Inschrift auf der Spitze des südlichen Trägers wurde im Jahr 1999 angebracht und stammt aus Homers Odyssee. Ja, auch damals schon war Griechenland irgendwie interessant für mich.
Auch sehr interessant war für mich das Goethe-Denkmal auf dem Goetheplatz in der Frankfurter Innenstadt. Johann Wolfgang von Goethe war einer meiner Lieblingsdichter. Die Gedichte von ihm, welche wir in der Schule lernen mußten, prägten sich ziemlich schnell ein, besonders der "Erlkönig".
Was ich nicht wußte, was uns ein Führer erzählte:
"... der berühmte Dichter war angeblich so geizig, dass er seine abgetragene Kleidung einfach umdrehte und weitertrug. Diese Eigenart wurde auch in seiner Statue verewigt, sodass bei genauem Hinsehen auffällt, dass die Jacke unter Goethes Mantel auf links geknöpft ist..." -- Spannend!
Reutlingen
Und weiter geht es nach Reutlingen!
Hier wohnt unsere Tante, die Witwe des Autors Richard Salis. Tante Edith lernte den Beruf einer Schneiderin und las sehr gerne und besuchte Bibliotheken und Buchhandlungen. So lernte sie ihren Mann, den Autor Richard Salis kennen und gemeinsam nutzen sie viel Zeit für die Literatur. Von ihr erfuhr ich viele Informationen zum Schreiben in Zeitungen, Tagebuch schreiben und vieles mehr.
In dem Buch "Mit der gefiederten Schlange" werden auch einige Details unserer Familie verraten.
Viele Jahre besuchte ich meine Tante, auch als ich bereits in Freiburg lebte und meine Ausbildung zur Hotelfachfrau machte. Vor der Parterrewohnung unserer Tante wuchs ein riesiger Fliederbaum. "Tantchen" liebte den lila Flieder.
In meiner Familie wurde viel gelesen, außer mein Bruder, der sah sich lieber nur die Bilder an. In unserer Familie hatten alle einen Bibliotheksausweis und mindestens einmal im Monat gingen wir in die Bibliothek und holten uns neue Lektüre.
Reutlingen ist weit weg von Berlin, aber trotzdem haben sich meine Tante und ich über Themen etlicher Bücher telefonisch ausgetauscht.
Familie in Sohren – Hunsrück
Die Familie meiner Mutter geht bis ins 13. Jahrhundert nachvollziehbar zurück. Graf von Deren war ein Vorfahr meiner Mutter.
Doch interessanter war die Legende des "Schinderhannes". Direkt unterhalb des pompösen Hauses der Familie befindet sich das Restaurant "Schinderhannes", welche im unteren Bereich Räumlichkeiten für den täglichen Restaurantverkehr zur Verfügung stellt. Das Essen ist fantastisch und das Restaurant entsprechend immer überfüllt. Wir hatten die Möglichkeit im oberen Bereich der Sehenswürdigkeit speziell hergerichtete Räume zu besichtigen, die von der Legende des Schinderhannes erzählten. Auch diese Räume kann man buchen für Festlichkeiten.
Wir besichtigten das Simmern-Museum-Hunsrück. Dort erfuhren wir viel Interessantes zur Geschichte des Schinderhannes:
https://www.hunsrueck-museum.de/.../schinderhannes.../
Sehr schön war unsere Unterkunft auf dem Gretenhof, am Ortausgang von Sohren. Ein guter Tipp für Familien mit Kindern. Für jede Altersgruppe sind Highlights zu finden, die den Urlaub in ständiger Erinnerung für jeden Gast erhalten bleiben.
Die Betreiber des Gretenhofes haben noch Jahre nach unserem Aufenthalt Kontakte gepflegt und Jahresberichte über Neuheiten an jeden ehemaligen Gast verschickt.
Rottweil
Wir haben einen Trip zum Bodensee gemacht, leider war das Wetter an dem Tag so schlecht, dass wir nicht auf die Insel Mainau fahren konnten.
Schwäbisch Gmünd
In Schwäbisch Gmünd, Hussenhofen lebte ein Teil der großen Familie meines Vaters, die Tante und Cousine mit zwei Söhnen. Wir hatten vor der Wende bereits gute Telefonkontakte. Zu bestimmten Festtagen erhielten wir Pakete mit Kleidung, Spielsachen und Büchern.
Bei unseren Besuchen in Schwäbisch Gmünd wurden wir immer sehr herzlich aufgenommen. Die Cousine besuchte uns später mehrmals für einige Wochen in Berlin. Meine Mutter und sie wurden enge Freundinnen.
Die Cousine, Tante Adelgunde hat viele Jahre in der Schweiz gelebt und gearbeitet. Als ich die französische Sprache lernte, hat sie mich oft bei Fragen unterstützt.
Tante Adelgunde lebte auf einem riesigen Grundstück und hatte ein sehr großes Haus, in dem wir bequem zu jeder Zeit leben konnten. Es gab auf dem Grundstück viel Grün: Obstbäume, grüne Wiesen mit Blumen und Kräutern … aber geschickt eingerichtete Felder für Ballspiele. Tante Adelgunde lehrte meinen Geschwistern und mir einiges über Kräuterkunde.
Wir lernten vieles über den wunderschönen Ort Hussenhofen kennen, z.B. über die Remsbahn und dass die – nahe am Haus der Familie befindliche – stillgelegte Bahnstation Hussenhofen.
Es gibt immer im September ein Sträublesfest in Hussenhofen
Nördlich von Hussenhofen liegt Herlikofen, dort hatte die Tante ein kleines Sommerhaus. Östlich lag Böbingen an der Rems. Diese Orte besuchten wir ebenfalls und lernten dort Verwandte, Freunde und schöne Gegenden kennen.
Zu dieser Zeit dachte noch keiner daran, dass ich später einmal meine Ausbildung in Baden- Württemberg, Elzach absolvieren werde, in der Nähe meiner Verwandtschaft.
Slagharen
Nach der Wende nutzten wir die Gelegenheit nach Slagharen in den bekannten Freizeitpark zu fahren. Für die Kinder eine ideale Attraktion. Nach der Wende waren die Kosten für eine Woche noch sehr günstig: für 6 Personen kostete ein Holzhaus 480 Mark. Man mußte sich selbst verpflegen, dafür waren alle nötigen Möbel und Geräte im Holzhaus vorhanden. Alle Attraktionen im Park waren kostenlos. Eine Seilbahn fuhr über den Park, von dort aus planten wir als Familie, wohin wir als erstes gehen und welche Aktionen wir besuchen werden. Es gab ein Westerntheater. Wir konnten die Tiere im Stall anschauen und streicheln. Die stündlich stattfindenden Westernaufführungen waren sehr gut. Im Park gab es einen großen In-Door-Schwimmbereich. Innen war der Bereich aufgebaut, wie ein großer Iglu. Ansonsten gab es viele Attraktionen, wie auf dem Rummel.
An einem Tag fuhren wir nach Amsterdam und machten dort eine Krachtenfahrt * sichtigten eine Käsefabrik und lernten, wie man Käse herstellt * hatten die Möglichkeit, in einer Holzschuhfabrik zuzuschauen, wie die berühmten Holzschuhe hergestellt werden.
Die Reisen nach Slagharen wiederholten wir in den ersten Jahren nach der Wende regelmäßig, dann wurden die Preise stark angezogen.
Würzburg
Eine Freundin meiner Mutter lebte mit ihrem Mann in Würzburg. Der Mann, Tilman hatte promoviert im Bereich der Botanik, arbeitete aber selbständig als Heilpraktiker oder auch Naturarzt. Die Freundin meiner Mutter, Uta war Englisch und Französischlehrerin, das hat mich sehr interessiert. Während Uta uns die vielen Sehenswürdigkeiten in Würzburg zeigte, haben wir uns, auch teilweise in französischer oder englischer Sprache unterhalten. Uta hat mir jedes Jahr ihr Lehrbuch geschickt, welches ich im Unterricht nutzen konnte. Ein bisschen hat mich Uta schon geprägt, der Gedanke, andere Menschen in Fremdsprachen zu unterrichten, war nicht schlecht.