Publikationen
Axel Petermann: "Im Auftrag der Toten"

Axel Petermann hat sich eine sehr lange Zeit mit dem Thema unserer Tochter beschäftigt. Mein Mann und ich sind Axel und seiner Frau Anna Petermann unendlich dankbar für ihr Engagement und die guten Ermittlungen. Auch für Anna Petermann wird es sehr schwer gewesen sein, sich mit einem Fall zu beschäftigen, der emotional zu hochgepuscht und so wenig untersucht wurde, wie es im Fall unserer Tochter war.
Axel Petermann sagte mal zu mir "... ich kann nicht sagen, was bei meinen Ermittlungen herauskommen wird, es spricht sehr viel für Suizid ...". Ja, klar, aber das kann man wirklich nur sagen, wenn untersucht wird, wie und ob ermittelt wurde.
Wir waren so unfaßbar entsetzt über die Art und Weise, wie in dem Fall in Deutschland und Griechenland verschleppt und geschlampert wurde!
Es war für uns so unfaßbar, wie mit uns als Eltern umgegangen wurde!
Keiner wußte wirklich etwas und Alle wußten alles! Uns ist bewußt geworden, wie schnell spekuliert wird und Schuldige für eine Tat gesucht werden, die nicht wirklich schuldig sind.
So werden Schuldgefühle bei Angehörigen geschürt.
Wir haben im Gespräch mit Axel Petermann deutlich mitgeteilt, was wir wollen. Axel Petermann sollte "auf den Spuren unserer Tochter" wandeln und uns Fragen zum Thema Gerechtigkeit, Ermittlung, Verschleppung, Korruption und Fehler beantworten.
Axel sollte uns konkret nachweisen, dass Susan sich suizidiert hat. Wir haben nicht an einen Suizid geglaubt, dazu hatten wir zu viel Hintergrundwissen.
--
Axel Petermann hat sehr realistisch geschaut und fachliche Kompetenzen zusammengebracht -- genau das, was wir brauchten. Sehr beeindruckt hat uns, dass Axel Petermann wirkliche Fachteams aus seinem Bekanntenkreis einbezogen hat und diese auch Kenntnisse bekamen über den Fall und gemeinsam recherchiert, diskutiert und wissenschaftlich nachgewiesen wurde. So stelle ich mir eine gute Ermittlungsarbeit vor.
Natürlich war es völlig klar, dass Axel Petermann nach so vielen Jahren nicht mehr viel machen konnte, das war auch nicht nötig. Wir wollten Gewißheit haben, dass nichts gemacht wurde.
Wir möchten uns recht herzlich bei Axel und Anna Petermann bedanken. Ihr habt beide mit eurem Team sehr dazu beigetragen, dass unser jahrelanger Stress und Leidensdruck weg sind.
Trotzdem möchte ich zu einigen Details im Buch --- nicht zur Ermittlungsarbeit, Axel das ist Dein Thema --- aber zu privaten Dingen unsere Meinung als Vater und Mutter mitteilen. Das soll bitte auch nicht als Kritik gewertet werden, aber, diese Dinge konntet ihr nicht wissen.
Meine privaten Geschichten erzähle ich kurz anhand der Bilder, die Du Axel in Deinem Buch beschreibst:
Laß mich vorher erklären: "... beide musterten mich kritisch. Mir war klar, dass es lange dauern wird, bis sie mir vertrauen werden ..."
Das Wort "Vertrauen" ist ein Fremdwort für uns geworden. Wir sind in den Jahren vorher so belogen und betrogen worden, dass es schwierig ist, Jemandem zu vertrauen. Wir haben gelernt, dass alles, was wir erzählen, teilweise verdreht oder anders wiedergegeben wird. Dazu kommt, dass wir mit einem anderen Profiler kurz vorher, dem wir auch vertraut haben, sehr negative Erfahrungen gemacht haben. Wieso sollte das Vertrauen sofort vorhanden sein. Vertrauen wird sich ergeben, wenn das Gefühl stimmig ist und alles ehrlich abläuft.
"... Mit den Geschwistern sitzt sie auf dem Sofa im Wohnzimmer, dessen Tapeten und Gardinen mit ihrem floralen Muster dem Geschmack der damaligen Zeit entsprachen ..."
Sehr schön geschrieben. Die Tapete wurde gerade 14 Tage vorher an die Wand gebracht und war sündhaft teuer. Wir haben Samt-Velour-Tapeten gekauft, für 46 Mark die Rolle. Lange hatten wir den Wunsch, so eine Tapete zu haben und als wir in die Wohnung gezogen sind, stand fest, dass wir bis dahin das Geld zusammen gespart haben --- die teure Zeit kam erst danach und war von uns nicht vorhersehbar.
Zu dem Bild möchte ich gerne eine Anekdote erzählen: Bis zur Wende hat mein Mann oder unser Nachbar den Weihnachtsmann gespielt. Oft eine übliche Prozedur in den Familien. In dem Jahr haben sich Studenten angeboten als Engel oder Weihnachtsmann die Bescherung vorzunehmen. Wir haben das Angebot gerne angenommen, zumal es nicht teuer war, 20 Mark für eine halbe Stunde war machbar. Die Kinder haben das Grübeln bekommen, wer der Weihnachtsmann ist -- Papa, Mama und unsere Nachbarn saßen am Tisch und beobachteten die Situation - erst später haben wir aufgeklärt.
Der Rock von Susan und der Trägerrock der Schwester Michaela wurde von der Oma liebevoll genäht.
Es gab schon eine Zeit am Stener Berg, die für die Kinder sehr gut war. Dazu kann man hier auf der entsprechenden Seite der Webseite nachlesen. Die Kinder waren glücklich. Natürlich ist zwanzig Jahre später der Ort ein völlig anderer Ort und ist nicht mehr beschreibbar mit den Gegebenheiten zu den damaligen Zeiten. Deshalb erschien es mir nicht sinnvoll zu sein, die Gegend noch einmal aufzusuchen. Jetzt kommt natürlich auch das Misstrauen wieder vor: Wenn ich erklärt hätte, wie schön alles war, hätte ich den Eindruck gehabt, dass ich etwas manimulieren würde. Es sollte alles neutral und doch realistisch ablaufen.
Aber völlig klar, dass Du Axel, Dir ein Bild zur Gegend machen mußt und mit viel Fantasie und den vorhandenen Fotos dann erkennst, wie es mal war vor vielen vielen Jahren.